GKSK – Gutes Karma Schlechtes Karma

Gestrandet in Indien

So nach dem ich mich mal in Ruhe ausgeheult habe, JA AUSGEHEULT! Die Jungs im Team tragen es mit Fassung, aber ich musste erstmal ein paar Tränchen verdrücken aus Wut, Frust und Enttäuschung.

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Der Unfall war scheiße, keine Frage und wir sind froh das Niemandem etwas Schlimmeres passiert ist.

Sophia ist inzwischen wieder in Deutschland und konnte Entwarnung geben. Nachdem sie in Delhi gleich 10mal geröntgt wurde und uns anschließend die Einsicht in ihre Röntgenaufnahmen verweigert wurden, die sind nämlich Teil einer polizeilichen Akte, ist sie zur Sicherheit vorzeitig nach Hause geflogen, um sich in Deutschland noch einmal untersuchen zu lassen.
Mit Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule sollte man nicht spaßen. Wir sind traurig darüber das Sophia uns frühzeitig verlassen hat, können ihre Entscheidung aber verstehen und sind nun unendlich erleichtert zu hören, dass es ihr gut geht.

TukTuk to go muss vorerst beendet werden

Also wegen Sophia habe ich nicht geheult, höchstens vor Erleichterung, weil alles gut gegangen ist und ich sie sicher, wohlbehalten und gesund in Deutschland weiß.
Was mich gerade frustriert, wütend und irgendwie auch sehr sehr traurig macht ist der Stand unseres Projekts

Wir müssen TukTuk to go zunächst auf Eis legen. Mal ganz abgesehen davon das mein Fahrzeug zu einem wirtschaftlichen Totalschaden geworden ist und ich die Reparatur (A) nicht bezahlen kann und es (B) völliger Schwachsinn wäre noch einmal Geld in dieses Wrack zu stecken, kommen wir nicht aus Indien raus.

Wir haben bereits in der Vergangenheit darüber berichtet, dass wir immer noch damit beschäftigt sind die Carnet de Passage zu beantragen, ein internationales Zollpapier, dass wir für die Ausreise der Fahrzeuge benötigen wenn wir nicht an jeder Landesgrenze Steuern auf die Ein- und Ausfuhr unserer TukTuks zahlen wollen.

Carnet de Passage

Wenn ihr von Deutschland aus mit einem Fahrzeug ins außereuropäische Ausland möchte ist das Prozedere zur Beschaffung einer Carnet recht simple. Ihr wendet euch an den ADAC, werdet Mitglied, schickt eine Kopie eurer Fahrzeugpapiere ein, zahlt eine nicht unerheblich hohe KAUTION (KAUTION – das Geld bekommt ihr also irgendwann wieder) und zack bekommt ihr eurer Carnet de Passage.

In Indien ist das Verfahren im Prinzip recht ähnlich. Ihr werdet Mitglied beim WIAA (Western Indian Automobilclub Assoziation), schickt eure Fahrzeugpapiere ein und ein paar weitere persönliche Informationen, zahlt eure Kaution und zack bekommt ihr eine Carnet.

Ach ja eine kleine wichtige Sache habe ich vergessen zu erwähnen. Sowohl beim ADAC, also auch beim WIAA solltet ihr als Beantragende-Partei Eigentümer/Halter der Fahrzeuge sein und die Staatsbürgerschaft des Landes innehaben, in dem ihr die Carnet beantragt.

Es ist demnach also unmöglich als Deutscher Staatsbürger eine Carnet für ein indisches Fahrzeug (registriert in Indien) zu erwerben.

Princely der Joe Gerner der Chennai Garage

Das wussten wir allerdings schon bevor wir unsere Reise gestartet haben und das war unter anderem einer der vielen Gründe warum wir uns für die Zusammenarbeit mit der Chennai Garage entschieden haben – ein riesen großer Fehler, wie sich bereits Anfang Januar herausgestellt hat, der uns immer wieder einholt.

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„Die Zusammenarbeit mit Princley, dem Chef der Chennai Garage trug maßgeblich zum Scheitern unseres Projekts bei. Ich kann nur jeden davor warnen Geschäfte mit diesem Mann zu machen.“

Spulen wir mal kurz zurück ins Jahr 2017. Es war November, ganz Chennai stand mehr oder weniger unter Wasser und wir waren zu ersten Geschäftsverhandlungen nach Indien geflogen, um uns mit dem Chef der Chennai Garage zu treffen.

Warum die Chennai Garage?

Auf die Chennai Garage waren wir durchs Internet aufmerksam geworden. Einerseits organisiert dieses Unternehmen seit mehreren Jahren regelmäßig die sogenannte RikshawChallenge, bei der Ausländer für viel Geld mit TukTuks eine Art Rallye durchs Land fahren und anderseits wurde uns die Werkstatt aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz von Menschen empfohlen, die ihrerseits bereits selbst längere Touren mit TukTuks in- und außerhalb von Indien gemacht haben. Allerdings hatten diese Teams ihre Fahrzeuge nicht über die Chennai Garage gekauft, sondern dort lediglich technisch überholen lassen.

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Unsere Hauptprobleme in der Planung der Tour, waren zum Zeitpunkt unseres ersten Treffens mit Princley folgende:

  1. Die Registrierung der Fahrzeuge
  2. Beantragung der Carnet de Passage

Hierfür benötigen wir in beiden Fällen einen vertrauensvollen Inder, welcher die Fahrzeuge auf seinen Namen registriert und für uns (mit unserem Geld) die Carnet de Passage beantragt.

Vertrauen ist gut – Kontrolle wäre besser gewesen

Nachdem wir mit Princley über unser Projekt und den Kauf der Fahrzeuge gesprochen hatten, gings ans Eingemachte: Würde Princley sich bereit erklären die Fahrzeuge auf seinen Namen zu zulassen? Würde er die Carnet de Passage für uns beantragen?

Bei den Preisen die wir bereit wären für die TukTuks zu bezahlen sollte diese verhältnismäßig kleine Gefälligkeit eigentlich drin sein und tatsächlich hatte Princley keinerlei Probleme damit.

Die Fahrzeuge wurden also angeschafft, „umgebaut“ und „aufgerüstet“ und auf seinen Namen registriert. Das wir bereits bei „Umbau“ der Fahrzeuge total über den Tisch gezogen wurden, haben wir ja bereits ausreichend berichtet. Im Endeeffekt sind wir mit zusammengezimmerten und hübsch angepinselten Ruinen auf die Straße geschickt worden. Niemals wieder werden wir den Fehler machen ohne einen offiziellen BAJA-Händler zu arbeiten.

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Was die Carnet de Passage betrifft hatte Princley nach eigenen Angaben einen Deal mit einer Angestellten des WIAA ausgehandelt, der es uns ermöglichen sollte die Carnet auf unsere Namen zu beantragen -BULLSHIT-BULLSHIT-BULLSHIT- so etwas geht NICHT.
Wie konnten wir eigentlich so blöd sein das zu glauben, vielleicht weil wir anschließend persönlich mit der Dame des WIAA in Kontakt standen und von ihr das OKAY erhalten hatten.
Mehr als überglücklich endlich einen Weg gefunden zu haben die Carnet zu beantragen, haben wir alle benötigten Formulare und Bescheinigungen an den WIAA weitergeleitet und auf die Zahlungsaufforderung der Kaution gewartet.
Diese kam dann auch prompt und sollte pro Fahrzeug umgerechnet 1300€ betragen. Zum Glück gab es bei der Überweisung der Kaution ein paar Schwierigkeit mit der Bank und wir konnten das Geld nicht sofort überweisen.

Kaution oder Gebühr das ist hier die Frage

Aufgrund des fehlenden BIC Codes habe ich also noch einmal die nette Dame von der Carnet angerufen und sie in einem Wisch auch direkt über die Abwicklung der Rückzahlung der Carnet befragt.
RÜCKZAHLUNG???? KAUTION???

„To get the Carnet, you have to pay a fee about 1300€. It is a fee, not a deposit. A FEE“

Spannend, oder? Zwischen einer Gebühr und einer Kaution liegt ein kleiner aber feiner Unterschied.
Na ja um das ganze abzukürzen, wir waren noch lange mit der Dame vom WIAA im Gespräch und haben befreundete Geschäftsleute aus Mumbai und Delhi ebenfalls um Hilfe zur Klärung des Sachverhalts gebeten, insbesondere um sprachliche Barrieren aus dem Weg zu schaffen. Nichtsdestotrotz blieb die Dame bei ihrer Aussage es handele sich um eine Gebühr, nicht um eine Kaution. Besonders unheimlich erschien uns, dass sie uns keinerlei Transaktionsnummer zuweisen wollte und sich auch auf Nachfrage standhaft weigerte uns die Bedingungen der Carnet Gebühr schriftlich zu geben.

Alles in allem stinkt die Sache echt bis zum Himmel…
und wir können nur vermuten, dass auch hier Princely und die Chennai Garage erneut ein krummes Ding gedreht haben, denn nach den offiziellen Carnet-Bestimmungen für Indien dürften wir als Ausländer gar keine Carnet auf unseren Namen beantragen und schon gar nicht auf Fahrzeuge deren Halter wir nicht sind.

Wie geht es nun weiter mit TukTuk to go…

Es geht weiter, so viel steht fest. Der aktuelle Plan sieht wie folgt aus:

  1. Wir verkaufen schweren Herzens und mit einkalkuliertem finanziellen Verlust unsere beiden Tuk Tuks. Da wir nicht das Risiko eingehen möchten mit gefälschten Papieren diverse Grenzen zu überschreiten.
  2. Wir besorgen uns Rucksäcke, teilen unser gesamtes Gepäck (eigentlich hatten wir ja mit zwei TukTuks als Stauraum geplant) auf, verschicken alles Überflüssige mit der indischen Post nach Deutschland und reisen mit Sack und Pack weiter.
    Die genaue Route ist noch unklar, da wir es zeitlich nicht mehr bis nach Deutschland schaffen.
  3. Wenn wir irgendwann Ende April wieder in Deutschland sind beginnen wir umgehend mit der Planung von TukTuk to go 2.0.
    Soll heißen wir kaufen uns fabrikneue Fahrzeuge in Indien, schiffen sie nach Deutschland, melden sie in Deutschland an, beantragen in Deutschland eine Carnet und schiffen die Fahrzeuge zurück nach Indien (Mumbai).
  4. Wir reisen von Mumbai (Indien) nach Deutschland – voraussichtlich 2019/2020

Aufgeben kommt nicht in Frage, aber wir müssen die Planung neu angehen und vor allem ein wenig Schotter bei Seite legen, aber dann geht es weiter.

Na ja und wie gesagt, aufhören tun wir auch jetzt nicht, ab sofort ist TukTuk to go eben nur noch mit einem Papiertuktuk unterwegs, aber wir werden weiterreisen, berichten und unsere Ziele verfolgen.

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Natürlich halten wir euch über die Planung von TukTuk to go 2.0 auf dem Laufenden.

Ich hatte inzwischen einen pesudo Frappuccion in einem Starbucks Abklatsch hier in Delhi, fühle mich deutlich besser seit ich euch auf dem Laufenden gehalten habe und schaue jetzt voll Motivation nach vorne.

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Autor: Froilein Lumi

Lumi - wie der finnische Schnee mit einem Gespür für verrückte Abenteuerurlaube, kulinarische Be- & Absonderheiten und einem Hang zu Reisen in die nördlichen Länder dieser Welt.

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