Ich bin dann mal weg – bald. Okay ich gebe zu der erste Teil ist nicht von mir. Mit den Worten „Ich bin dann mal weg“ beginnt Hape Kerkeling seinen Reisebericht über den Jakobsweg. Dennoch möchte ich mich dieses Zitats bedienen, es passt halt so schön.
Also wo war ich stehen geblieben? Ach ja, „Ich bin dann mal weg –BALD“. Sehr bald, sehr sehr bald, so bald, dass es mir schon fast etwas Angst macht. Was sind schon 5 Monate bis zur Abreise, wenn man plant mit einem TukTuk, ja einem TukTuk, aka Motoradrikscha – nicht TucTuc, wir fahren nicht mit Keksen als einzigen Reiseproviant von Indien nach Deutschland – wobei ??? Ne lassen wir das, ich freue mich auf die kulinarische Erfahrungen während der Reise. Aber nun zurück zu dem was ich eigentlich erzählen wollte, nämlich wie genau es dazu gekommen ist dass ich jetzt auch mit auf die große Reise gehe, zumal ich für gewöhnlich in den nördlichen Gefilden dieser Erde unterwegs bin und dann auch eher mit meinem Auto bzw. zu Fuß oder per Kanu.

Also dass wir eine TukTuk Reise von Chennai in Indien bis nach Bad Herrenalb im Schwarzwald planen dürfte soweit klar sein (meine Mitreisenden planen und bloggen ja schon eine Weile bezüglich dieses Themas). Es liegt eine 15000 km lange Reise vor uns und dieses wird uns unter anderem durch Pakistan, den Iran, Aserbaidschan, die Türkei und letztlich in verschlungenen Pfaden über das europäische Festland führen. Wenn wir denn überhaupt so weit kommen. Wenn wir nicht schon in Pakistan von Dschihadisten verschleppt oder in einem in der Vergangenheit von Deutschen gern besuchtem (Urlaubs-) Land völlig grundlos ins Gefängnis gesteckt werden, einfach weil wir eben deutsche Staatsbürger sind. Zum Glück habe ich so einen herrlich authentischen britischen Akzent. Kein Mensch wird merken das ich Deutsche bin, blöd nur das gerade in Indien, Pakistan und dem Iran so gar niemand in der dort heimischen Bevölkerung gut auf die Briten zu sprechen ist. Verdammte Kolonialmacht.
Na ja nun genug mit der Schwarzmalerei. Wie ich duden kenne wird er mir eh raten diesen Absatz zu überarbeiten und nicht direkt so negativ zu beginnen. Aber dieser Bericht soll authentisch sein und dass was mich im Moment am meisten beschäftigt, sind nun mal die viele unabwägbaren Gefahren und Probleme die diese Reise mit sich bringen wird. Da stellt sich einem doch spontan die Frage warum ich überhaupt mitkomme auf diesen, wie es scheint, „Höllen-Trip“ to go.
HALLO… im Ernst wir planen mit einem TukTuk, bzw. zwei, eventuell sogar drei TukTuks von Indien nach Deutschland zu fahren – wer macht denn da nicht sofort mit?
Als ich das erste Mal von der Tour gehört habe, kannte ich duden gerade mal 14 Stunden und wusste absolut nichts über ihn, außer dass er der beste Freund von einem Bekannten ist und dieser Bekannte wiederum der Freund eines Freundes ist. Also wusste ich im Prinzip absolut nichts über diesen Menschen der mir da gerade irgendwas von einer „TukTuk to go“-Tour und von SriLanka, Indien und Bad Herrenalb vorschwafelte. Bad Herrenalb? Wo war das denn bitte? Und echt jetzt? Mit einem TukTuk von Indien bis nach Deutschland? Der Typ hat doch gewaltig einen an der Klatsche, am liebsten würde ich ihn ja fragen, ob ich mit fahren kann, aber mal ehrlich, wir kennen uns kaum, praktisch gar nicht… das wäre dann schon etwas unangebracht.
Während ich noch weiter meinen Gedanken nachhing und mich fragte, ob meine Entscheidung, nach dem Ende meiner Doktorarbeit für 12 Monate durch Kanada zu reisen nicht eine etwas eintönige Idee ist und ob ich nicht vielleicht zumindest ein paar Monate durch Südamerika reisen sollte (vom Südwesten Kanadas aus bin ich ja gar nicht mehr so weit weg von Brasilien, Peru, Chile und Ecuador – zumindest von Deutschland aus gesehen), drang eine Stimme zu mir durch:
„…. ach übrigens wir haben noch 2 oder 3 Plätze frei, also falls du Lust hast mit zu kommen? Du musst auch nicht die ganze Strecke mit machen, André zum Beispiel kommt erst in Georgien dazu.“
Mitkommen? Hatte der Typ mich gerade echt gefragt, ob ich auf eine 15000 km lange Reise mit ihm und ein paar anderen Verrückten gehen möchte? Ich will ehrlich sein, ich wusste sofort ich will das machen. So einen Chance bietet sich einem nicht zweimal im Leben. Um den Schein zu wahren und um mir selbst ein bisschen Bedenkzeit zu geben – schließlich kannte ich Duden zu diesem Zeitpunkt noch keine 24 Stunden – antwortete ich erstmal wie folgt:
„Mhm, da muss ich in Ruhe drüber nachdenken, das kann ich nicht einfach so aus dem Bauch entscheiden, aber Lust und Interesse hätte ich schon, Zeit auch, da ich eh für 2018 eine Sabbatjahr geplant habe.“
duden gab mir Recht damit, dass ich eine solche Entscheidung natürlich in Ruhe überdenken sollte und fütterte mich derweil mit weiteren Details zur Reise, der Route und der zeitlichen Planung. Nach ungefähr einer Stunde stand mein Entschluss fest: Ich komme mit. Nachdem ich diesen Satz auch gegenüber Duden ausgesprochen und nochmal bekräftigt hatte war ich von gleich mehreren eher widersprüchlichen Gefühlen durchdrungen. Einerseits Größenwahn, Freiheitsdrang, Vorfreude und Ektase und andererseits Panik, Unsicherheit und Mitgefühl. Ja Mitgefühl, Mitgefühl für meine Familie, die diese Entscheidung schließlich letztlich mittragen muss. Meine Mutter würde sich, wenn sie könnte, wahrscheinlich für den gesamten Reisezeitraum ins künstliche Koma versetzen lassen, da sie sowie kein Auge zu tun wird. Meine Pläne allein durch Kanada zu reisen, eines der sicherersten Länder dieser Welt, hat sie bereits in einen Zustand mittlerer Panik versetzt.
Aktuell, ungefähr 9 Wochen nach dem ich mich dazu entschlossen habe an dieser Tour teilzunehmen, wissen meine Eltern immer noch nichts von meinen Reisepläne und wenn es nach mir geht erfahren sie auch erst ein paar Tage vorm Abreisetag davon.
Aber wie geht es nun weiter? Mal abgesehen davon das ich noch dieses klitzekleine Projekt DISSERTATION abschließen muss bevor es im Januar losgeht, gibt es natürlich auch organisatorisch eine ganze Menge zu bedenken. Welche Visa müssen wann beantragt werden? Wie früh im Voraus geht das überhaupt und muss ich jedes Mal persönlich bei der jeweiligen Botschaft vorstellig werden oder geht das ähnlich wie für Kanada einfach elektronisch? Was und wie viel Gepäck kann und muss ich mitnehmen, wer hütet meine vierbeinigen Mitbewohner wenn ich weg bin, muss ich mich bereits jetzt langsam auf das scharfe Essen in Südostasien vorbereiten in dem ich mehrmals wöchentlich beim netten Indern neben an scharfes Curry esse und die letzte und wohl entscheidenste Frage kaufe ich mir ein eigenes TukTuk für die Reise oder bin ich nur Beifahrer? Fragen über Fragen also. Ein ganzer Berg davon türmt sich gerade vor mir auf und hätte ich nicht so kompetente, verrückte, liebenswerte und bereits überaus organisierte Mitreisende, ich würde wahrscheinlich wieder etwas Abstand von den Reiseplänen nehmen. Aber zum Glück heißt es bezüglich dessen eben NICHT „Hätte, hätte Fahrradkette“ – im Gegenteil besonders im Hinblick auf Fragen zum Beantragen des Wann, Wo und Wie´s der verschiedensten Visa sind Marcus und duden bereits voll informiert und haben eine Art Checkliste ausgearbeitet. Püh Glück gehabt, jetzt muss ich es nur noch bewerkstelligen, dass sie nicht bereits vor Beginn der Reise rausfinden wie chaotisch ich eigentlich bin und das ich wohl vor allem eine humoristische Bereicherung dieser Reise sein werde und weniger eine organisatorische — aber pssst das muss unter uns bleiben ;).