Eiscreme Theater in Taksim

Da muss jeder Touri wohl mal durch und so entführt auch duden mich abends um 11:00 ins Taksimviertel und schubst mich mitten in eine kleine Straßentheater Session. Wenigstens gibt´s am Ende ein babig süßes Eis zum schlecken.
Ganz im Ernst Leute… in Sachen Zucker machen die Istanbuler den Indern echte Konkurrenz.

„Irgendwie Anders“ – leben mit Behinderung in Indien

Indien ist ein Land, dass sich in einerseits durch Vielfalt und Toleranz auszeichnet, aber auch ein Land in dem Menschen mit einer Behinderung vielfach ausgegrenzt werden und nur sehr geringe Chancen auf eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhalten.

Während unserer zwei monatigen Indienreise ist mir vor allem eines aufgefallen, man sieht nur sehr selten Menschen mit Behinderung. Und glaubt mir ich weiss wovon ich schreibe. Einerseits habe ich Sonderpädagogik studiert und bereits aus rein beruflichem Interesse ein geschärftes Auge dafür Menschen mit Beeinträchtigungen in meiner Umgebung wahrzunehmen und andererseits waren wir in den letzten Wochen vielerorts, auf dem Land und in den Städten, im engen Kontakt mit der Bevölkerung und haben uns nicht etwa in Hotelkomplexen oder typischen Touristenorten verschanzt.

Natürlich sind uns Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung begegnet, letztere insbesondere an Orten wo sich viele Touristen aufhalten, um dort zu betteln.

Welche Chancen haben Menschen mit Beeinträchtigung in Indien?

Das Betteln ist ein, aber nicht der einzige Weg für Menschen mit Beeinträchtigung sich ein wenig Geld zum Leben zu „erarbeiten“, den auch Menschen mit Beeinträchtigung übernehmen mit unter kleinere Aufgaben und Tätigkeiten. Insbesondere in ländlich geprägten Gebieten mit einer hohen Dichte an Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft packt in der Regel jeder mit an. Die Arbeit von Menschen mit einer Beeinträchtigung wird jedoch häufig nur sehr gering oder gar nicht bezahlt und wird in vielen Fällen nicht anerkannt.

Generell gilt: Menschen mit Beeinträchtigung werden zuletzt eingestellt und zuerst entlassen.

Die Perspektiven für Menschen die bereits mit einer Beeinträchtigung zur Welt kommen oder diese als Ursache von Krankheit, mangelnder gesundheitlicher Versorgung (z.B. Polio, Unfälle) oder Armut in jungen Jahren erwerben ist besonders prekär. Wenn ein Kind mit Behinderung nicht bereits vor dem Jugendalter verstirbt ist der Weg in Armut, Ausgrenzung und Hilflosigkeit meist vorprogrammiert.

Hinzu kommt im Fall von Kindern und Jugendlichen zudem, das viele Familien sich für ihre Angehörigen mit Beeinträchtigung schämen und diese zu Hause verstecken.

Nicht selten wissen Eltern auf dem Land/ aus ärmeren Schichten nicht wohin mit ihren Kindern, während sie zur Arbeit müssen und binden sperren dieses aus der Not heraus zu Hause ein.
Normale Schulen bieten oftmals keine Betreuung für Schüler mit Beeinträchtigung an und viele Eltern wissen sich nicht anders zu helfen, wenn es darum geht ihre Kinder vor den Gefahren der Selbstverletzung zu schützen.

Die Nachbarn fragen? In einem Land, in dem Kinder mit Beeinträchtigung immernoch als eine Strafe der Götter angesehen werden? Wohl kaum.

Ich stelle es mir furchtbar vor in eine Situation gedrängt zu sein, in der ich mein eigenes Kind zu Hause einsperren oder anbinden muss, nur um genügend Geld zu verdienen um mich und mein Kind ernähren zu können.

Abhilfe schaffen hier eigentlich nur spezielle Schulen oder Heime in denen Kinder und Jugendlichen eine auf ihre Bedürfnisse angepasst Versorgung (Physiotherapie, Medikation, technische Hilfsmittel), Bildung und Betreuung erhalten.

Da Menschen mit Beeinträchtigung in Indien mitunter diskriminiert, abgeschoben und als wertlos erachtet werden, gibt es entsprechend der Zahl an benötigten Schul- und Heimplätzen nur wenige solcher Einrichtungen und nicht alle können eine adäquate Versorgung und Betreuung gewährleisten.

Bildung – ein erster Schritt zu einem selbstbestimmten Leben

Dennoch gibt es diese dringend benötigten Schulen und eine davon durften wir in Bilaspur besuchen:

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Justice Tankha Memorial Rotary School For Special Children (JTMR)

Eine kleine private zu 100% aus Spendengeldern finanzierte sonderpädagogische Schule, in der sowohl SchülerInnen mit kognitiver Beeinträchtigung, als auch gehörlose SchülerInnen unterrichtet werden.
Die Aufnahme von SchülernInnen mit körperlicher Beeinträchtigung ist bisher auf Grund der Räumlichkeiten noch nicht möglich, soll aber im Zuge eines Neubaus des Schulgeländes verwirklicht werden.

Auch ohne fließend Telugu oder Gebärdensprache sprechen zu können, haben wir uns während unseres Besuches einen Eindruck von der Schule und den Unterrichtsmethoden machen können. Die Klassen sind etwas größer als in einer Schwerpunktschule in Deutschland, aber dafür werden alle Klassen in der Regel von zwei Lehrkräften betreut und die eingesetzten Lernmaterialien unterscheiden sich ebenfalls nicht im Wesentlichen von dem, was auch ich im Unterricht eingesetzt habe.

Insgesamt schien die JTMR uns eine ganz gewöhnliche Schwerpunktschule für die Bereiche Lernen, Geistige Entwicklung und Gehörlose zu sein. Ganz gewöhnlich? Na ja vielleicht nicht ganz, denn in Indien sind solche Schulen immernoch eine Seltenheit.

Neben dem „normalen“ Unterricht erhalten die Schüler je nach Bedarf therapeutische Anwendungen (u.a. Physio-, Sprach- und Ergotherapie) und psychologische Betreuung.

Ein weitere Kernpunkt des Lehrplan besteht aus berufsbildenden Fächern, in denen unter anderem Tätigkeiten wie Nähen, Sticken, Kerzen ziehen, Zeichnen, Drucken, Computerfähigkeiten und die Herstellung von Schmuck und Bilderrahmen erlernt wird.

Neben dieser intensiven Betreuung der SchülerInnen werde auch Einzel- und Gruppenberatungen für Eltern und Angehörige angeboten, welche von professionellen Psychologen angeboten werden.

Ein nahtloser Übergang zwischen Schule und Beruf und kann die JTMR bisher noch nicht gewährleisten, da die SchülerInnen dort nur bis zu dem 17. Lebensjahr beschult werden können, aber erst ab dem 18. Lebensjahr einen Job antreten dürfen.

Der Grund hierfür ist, sofern wir den Vorsitzenden des Schulvorstandes nicht falsch verstanden haben, darin zu finden das SchülerInnen von staatlichen Schulen nach Beendigung des letztens Schuljahres zunächst eine Lehre beginnen, bevor sie mit Vollendung des 18. Lebensjahrs offiziell arbeiten dürfen.
Für die SchülerInnen der JTMR, besteht leider oftmals keine Möglichkeit eine Ausbildung zu beginnen, so dass bisher nur wenige SchülerInnen eine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt ergreifen.

(Ich kann für diese Angaben keine Gewähr übernehmen. Vielleicht habe ich etwas falsch verstanden, vielleicht ist dies auch eine spezifische nur für den Staat Telanga gelten Regelung, ich bin mir nicht 100% sicher, kann es mir aber sehr gut vorstellen. In Indien ist so gut wie nichts unmöglich und bürokratische Hürden nehmen einem oft jeden Handlungsspielraum.)

Nichtsdestotrotz gibt es SchülerInnen der JTMR die trotz ihrer geistigen Beeinträchtigung eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt erhalten und in einem der kleineren lokalen Betrieben eine Arbeit ausüben.

Möglich wird dies nur durch die Arbeit von sonderpädagogischen Schulen, die neben einer schulischen Ausbildung ihrer SchülerInnen auch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit verfolgen, Vorurteile abbauen und somit Unwissenheit eliminieren.

Zahlen und Fakten?

Genaue Zahlen zu der Situation von Menschen mit Beeinträchtigung in Indien oder zur Anzahl sonderpädagogischer Schulen habe ich im Internet keine gefunden.

Aber wer lange genug durch Indien gereist ist und auch nur den Bruchteil einer Vorstellung davon erlangt, wie riesig dieses Land ist und wie viele Menschen hier leben der wird mir zu stimmen, wenn ich sage:

„Ein so gewaltiges Land wie Indien, kann unter den derzeit vorherrschenden Infrastrukturbedingungen kaum verlässlich Aussagen zu der Anzahl der im Land lebenden Menschen mit Beeinträchtigung treffen. Jedwede Form von statistischer Erfassung dürfte den tatsächlichen Zahlen weit unterlegen sein.“

Man beachte nur das Beeinträchtigungen des Sehens, Hörens oder des Bewegungsapparates, welche bei uns bereits mit einer Brille, einem Hörgerät oder dem Besuch eines Chiropraktikers behoben wären, hier zu einschneidenden Veränderungen des täglichen Lebens und zur Arbeitsunfähigkeit führen können, in Folge dessen diese Menschen ebenfalls in die „Kategorie“ Menschen mit Beeinträchtigung/Behinderung fallen.

Vor allem in den sozialbenachteiligten Gesellschaftsschichten haben wir so gut wie keine Brille bemerkt, dafür aber umso mehr alte Frauen deren Rücken soweit gekrümmt war, dass ihre Körperhaltung einem rechten Winkel glich.
Ich vermute, dass für viele Menschen bereits eine angemessene orthopädische Versorgung, sowie die Unterstützung durch technische Hilfsmittel eine enorme Verbesserung ihrer Lebensbedingungen darstellen würde.

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Wenn ich mir nun Rückblickend die letzten zwei Monate meiner Indienreise durch den Kopf gehen lassen, merke ich erst, was für einer Mamutaufgabe dieses Land gegenübersteht.

Wie immer möchte ich die Situation weder verharmlosen noch beschönigen, aber wir dürfen Indien nicht mit Deutschland vergleichen und erwarten das sich in den nächsten Jahren aus dem Nichts heraus ein ähnliches ausgebautes und ausgeprägtes Netzwerk der Integration von Menschen mit (geistiger und schwerer körperlicher) Beeinträchtigung entwickelt, wie wir es von Deutschland kennen.
Darüber hinaus gibt es auch bei uns noch viel Handlungsbedarf zum Thema Inklusion. Man Bedenke zum Beispiel das erst letztes Jahr der „Schwer in Ordnung Ausweis“ eingeführt wurde.

Was für manche vielleicht nur eine kleine nette Anekdote in den Abendnachrichten war, war für viele Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis ein erster Schritt in Richtung gleichberechtigte Anerkennung.

Nun aber genug von düsteren Gedanken. Projekte wie die Justice Tankha Memorial Rotary School for Special Children setzen erste wichtige Impulse in die richtige Richtung. Sie schaffen ein Bewusstsein für das Potenzial von Menschen und insbesondere Kindern mit Beeinträchtigungen und schaffen es über Informationsveranstaltungen auch solche Familien zu erreichen, die keine direkte Angehörige mit einer Beeinträchtigung haben.

Denn erst wenn eine Gesellschaft offen miteinander lebt und alle ihre Mitglieder am öffentlichen Leben teilhaben lässt, kann ein Bewusstsein für die Bedeutung und Tragkraft jedes einzelnen Individuums geschaffen werden.

Wenn ihr euch mit der JTMR in Verbindung setzen wollt, entweder um sie zu besuchen, oder um sie finanziell zu unterstützen, dann solltet ihr euch am besten per E-mail melden:

jtmrspecialschool@ymail.com

Im Anschluss an unseren Besuch habe ich mich noch ein wenig mit der Direktorin über Inklusion und deutsche Schwehrpunktschulen unterhalten, in dessen Folge sich ein sehr interessantes fachliches Gespräch ergeben hat, dessen Wiedergabe jedoch den Rahmen dieses Beitrags sprengen würden. Nur so viel dazu, das Konzept der Inklusion und der flächendeckenden staatlichen Finanzierung zur Beschulung von SchülerInnen mit Beeinträchtigung hat sie sehr interessiert.

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Wer, Wie, Wo – Was ist mit TukTuk to go los?

Achtsamkeit = die Aufmerksamkeit auf und für die Bedürfnisse von Menschen, Tieren, Kulturen, Religionen, Ökosystemen … – all das war uns während unserer Reise sehr wichtig.

TukTuk to go bedeutet(e) in absolut gleichwertiger Form Spaß & Stress, Freud & Leid, Anpannung & Entspannung und irgendwo dazwischen, aber immer ganz klar vor Augen lag und liegt auch immer noch unser primär Ziel – kulturelle Verständigung und der Abbau von Vorurteilen.

Reisen ist etwas wundervolles, Reisen mit einem TukTuk, zu Fuß mit Rucksack oder mit Bus und Bahn birgt hinter fast jeder Kurve neue Erlebnisse, Bekannntschaften und Abenteuer =).

Reisen macht Spaß. Die eigene Reise dokumentieren (schreiben, filmen, fotografieren), macht ebenfalls Spaß, ist aber auch Arbeit, vor allem wenn die Beiträge nicht nur für Freunde und Familie gedacht sind und neben reisetypischen auch landes- und kulturtypische Themen anschneiden sollen.

Nichtsdestotrotz bereitet die Arbeit für TukTuk to go uns viel Freude und so haben wir in den letzten Monaten viel Zeit und vor allem Energie in dieses Projekt gesteckt. Nach dem wir aufgrund von Querelen mit den indischen Behörden unsere Fahrzeuge im Land „zurücklassen“ mussten, war daher auch sofort klar es geht weiter. Nicht nur mit der Planung von TukTuk to go 2.0 2019/2020, sondern auch mit der Berichterstattung über weitere Reisen (nur eben vorerst ohne TukTuk), denn unser primäres Ziel bleibt erhalten.

Anfang März sind wir, mit dem Plan ersteinmal unsere Berge an Gepäck loszuwerden, nach Deutschland geflogen, um anschließend eine Woche später in den Iran zu starten-

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ACHTSAMKEIT – bedeutet immer auch Achtsamkeit vor und für sich selbst und das hatten wir vor lauter Planung hier und Planung da völlig außer ACHT gelassen.

Indien ist ein wundervolles Land und unsere Erfahrungen dort waren absolut einmalig und wir möchten kaum eine Minute davon missen.

Gerade eben habe ich noch einmal mein restliches Foto und Videomaterial durchstöbert und freue mich gerade riesig darüber, für euch, in den nächsten Tagen tief in mein virtuelles Archiv abzutauchen und die ein oder andere Geschichte unserer Reise auf den Bildschirm zu bringen.

Nichtsdestotrotz haben wir eine Auszeit von TukTuk to go und vom Reisen allgemein gebraucht. Eine Auszeit vom unterwegs sein – Zeit für uns, für unsere Familien und vor allem unsere Gesundheit.

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Während der leetzten Wochen in Goa war zwischenzeitlich das gesamte Team von TukTuk to go krank und auch nach unserer Rückkehr in die Heimat waren wir alles andere als fit. Da unsere Ärzte nichts finden konnten und wir keine Zeit verlieren wollten hatten wir schon nach wenigen Tage unsere Weiterflüge in den Iran gebucht, fest entschlossen diese Tour und unsere Projektziele fortzusetzen.

Da standen wir nun also nach weniger als 8 Tagen erneut am Frankfurter Flughafen unsere Rücksäcke auf den Rücken geschnallt und wollten gerade einchecken, als uns klar wurde, dass wir im Begriff waren einen riesen Fehler zu machen.

„Manchmal ist es die richtige Entscheidung seine Pläne über den Haufen zu werfen und einen gebuchten Flug verfallen zu lassen“

Wir haben gemerkt wie wenig wir uns auf die Weiterreise freuen, wie ausgelaugt und erschöpft wir sind.

Achtsamkeit

Achsamkeit und Respekt ist immer auch etwas, dass wir nicht nur für Andere, sondern auch für uns SELBST und unsere GESUNDHEIT empfinden und anstreben sollten. Aus diesem Grund sind wir die letzten drei Wochen im Schwarzwald abgetaucht, haben nach der Buchinger-Methode gefastet, waren viel wandern und haben es unendlich genoßen im „deutschen Alltags-Einerlei“ unterzugehen. Mal nicht aufzufallen, nicht zu schreiben, nicht zu filmen, nicht zu fotografieren und ganz ehrlich es war einfach herrlich :).

Nun drei Wochen später sind wir erneut unterwegs und freuen uns euch, wenn ihr Lust habt, weiter mit auf Reisen zu nehmen.

Wir werden die nächsten Tag sowohl von unserer aktuellen Reise berichten, als auch übrig gebliebene Geschichten und Erlebnisse aus Indien aufarbeiten.

Wir freuen uns auf eure Interesse an unseren Erlebnissen rund um und den Globus

das Team von TukTuk to go

Tuk Tuk to go goes ambulance

unsere Fahrzeuge sind demnächst für Krankentransporte im Einsatz

Die erste Etappe unserer Reise (die eigentlich nur eine Etappe, nämlich von Indien bis Deutschland sein sollte), ist beendet.

Wir haben bereits vor einigen Tagen berichtet, dass wir aufgrund von Querelen mit der indischen Carnet Behörde, mit unseren Fahrzeugen NICHT AUSREISEN können.

Mhm irgendwie ne mega blöde Sache. Mal davon abgesehen das wir, inklusiver aller Reparaturen inzwischen mehr als 5000€ in die Tuk`s investiert haben.

ABER das Schicksal ist uns auch hier wieder wohlgesonnen und wir haben die wunderbare Möglichkeit erhalten unsere Fahrzeuge einem gutem Zweck zu kommen zu lassen und sie dem freimaurischen Krankenhaus in Delhi zu spenden.

Ähnlich wie öffentliche Schulen, haben auch die öffentlichen Krankenhäuser in Indien vielfach einen schlechten Ruf und eine nur sehr unzureichende Ausstattungen (Lumi durfte sich davon mehrfach ein Bild machen).

Wer es sich leisten kann geht daher in eines der vielen privaten Krankenhäuser. Diese sind aber, im Gegensatz zu der kostenlosen Versorgung in öffentlichen Krankenhäuser, oftmals recht teuer.

Für viele Menschen ist eine adäquate medizinische Versorgung daher beinahe unerreichbar.

Beinahe, denn Einrichtungen wie das freimaurische Krankenhaus in Delhi bieten eine gute medizinische Versorgung an und erheben nur sehr geringe Gebühren für ihre Leistungen.

Wenn ihr euch jetzt fragt warum die Versorgung nicht komplett kostenlos ist, so liegt das vor allem daran, dass vieles was kostenlos ist in Indien als qualitativ minderwertig angesehen wird, zumindest im Vergleich zu Bezahleistungen.

Frei nach dem Motto: „Ein guter Arzt kann nicht komplett kostenfrei sein“ – daher wird ein, im Verhältnis zu den sonstigen Gebühren, kleiner Betrag für die Untersuchungen erhoben.

Der Hauptanteil der Kosten deckt sich jedoch durch Spendengelder.

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Und eben solch einer Einrichtung haben wir nun unsere TukTuk´s gespendet.

Wir sind unglaublich froh darüber Lydia-Malte-4.0 und OttoVon einem gutem Zweck zugeführt zu haben.

Das Krankenhaus hat uns versichert die Fahrzeuge sehr gut gebrauchen zu können, zu mal dudens Fahrzeug von uns noch einmal komplett überholt wurde und bei Lumi lediglich das Dach gerichtet werden muss.

Die Fahrzeuge haben hier in Indien einen vielfach höheren Wert als sie es in Deutschland hätten und wir freuen uns unser Projektgeld somit indirekt in die Unterstützung und Finanzierung dieses Krankenhauses gesteckt zu haben.

Wir warten gespannt auf die ersten Fotos unserer Fahrzeuge im Einsatz für das Krankenhaus.

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KICK (YOUR ASS) STARTER – TukTuk to go eine Terrorzelle?

Diese Thema brennt mir schon länger unter den Nägeln, es ist jetzt ziemlich genau einen Monat her seit der Ärger mit Kickstarter begann und lediglich der ganze Trubel mit dem Unfall und Carnet haben dazu geführt, dass ich erst heute dazu kommen euch über die wie ich finde empörenden Vorkomnisse unserer Zusammenarbeit mit Kickstarter zu berichten.

Warum Crowdfunding?

Zunächst einmal möchte ich darauf eingehen, dass es mir bei diesem Beitrag nicht darum geht zu diskutieren, ob eine Crowdfunding-Finanzierung unseres Projekt gerechtfertig ist oder nicht.

Wir haben schon vielfach über die Ziele unserer Reise berichtet. Wenn euch diese noch nicht bekannt sind, findet ihr hier mehr Informationen rund um die Tour und unsere weiterführenden Ziele und Absichten.

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Wir haben dieses Projekt lange Zeit im Vorraus geplant und stemmen mehr als die Hälfte der veranschlagten Projektkosten aus unseren Ersparnissen.

Da die Gesamtkosten der Reise mit dem von uns zur Verfügung gestellten Betrag nicht ohne Weiteres aufgewendet werden können (Fahrzeuge, Transport- und Reparaturkosten u.v.m.), hatten wir uns nach langem hin und her und auf der Grundlage konkreter Nachfrage aus der Community zum Thema: „Wie können wir euch mit einer kleinen Spenden unterstützen“, für eine Crowdfunding Kampange bei Kickstarter entschieden.

TukTuk to go – ein integeres Projekt?

Nach einer gefühlt endlose Nacht des Zusammentragens von Information und dem Einstellen aller projektrelevanten Informationen waren wir glücklich unsere Kampagne Online gestellt zu haben.

Die Freude wehrte allerdings nicht lang, denn bereits nach circa einer Woche segelte folgende Mail bei uns ein:

Kickstarter erste Mail

Nachdem ich diese Mail gelesen hatte war ich zunächst einmal irritiert, dann schockiert, anschließend wütend und auch etwas belustigt (damals ahnte ich noch nicht wie es weitergehen würde).

Eines unserer Hauptziele ist die kulturelle Verständigung und der Abbau von Vorurteilen zwischen den Nationen die wir bereisen

Also im Prinzip genau das, was hier gerade passiert war. Kickstarter, genauer gesagt die OFAC vorverurteilt ein ganzes Land, eine ganze Nation und alle Menschen/ Projekte die in irgendeinerweise etwas mit diesem Land zu tun haben.
Nur weil unsere Reise uns durch den Iran führen würde, wird die Integrität unseres Projekt angezweifelt- verrückt, oder?

Naiv wie ich bin, habe ich mich kurzer Hand an den Pc gesetzt und eine ausführliche Antwort an Kickstarter verfasst um dieses „Missverständnis“ aufzuklären:

Dear Kickstarter,
I hope this reply will contain enough information for you to make a desicion. We are not raising money for the Iran, and our project is not to be held in the Iran (only).
Our project, and for that we want to raise money is about bringing cultures and people together. It has nothing to do with govermental or political structures. It is all about the people living in the countries we are travelling through.

We are travelling from India to Germany by Threeweehler/Autorikshaw. Our route starts in India and then bring us through Pakistan, the Iran, Georgia and other countries till we reach Germany.
The money we are raising, is ment to be used for the costs of the two vehicles, and the other things which we have to pay for, during the journey, so also for all the things we need in the Iran (like accomodation, water, food….).
The aim of our project is to report about our experience with the different cultures which we will meet, so also about our experience with the people living in the Iran, but not only of course.
We want to tell stories about the things which happend to us, good ones and bad ones, to bring people together and to give our followers and our community in Europe an inside view of the countries we are travelling through.
We only report our opinions and views and nothing more and nothing less. We do not have any political intension but it might happend that we report about some experience which we will have with the political systems in the countries we are travelling through.

Kind regards,
TukTuk to go and Team

Nach kurzer Zeit erfolgte die Sperrung unseres Projekts bei Kickstarter und wir erhielten als Begründung folgende standardmäßig verschickte Antwort:

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Was uns hier nicht alles vorgeworfen wird: u.a. die Ein- und Ausfuhr von Geldern (wir reden hier von größeren Vermögenswerten, schließlich wird das ganze vom Amt für Kontrolle von Auslandsvermögen kontrolliert), die Zusammenarbeit in einer verboten Aktivität und die Verfolgung verbotener Aktivitäten

„Für mich lesen sich diese Begründungen als wäre TukTuk to go eine Schläferzelle zum Sammeln von Geldern zur Unterstützung terroristischer Organisationen.“

Ist ja vollkommen klar, oder? Kulturelle Verständigung und der Abbau von Vorurteilen, kann als Grundstein für Kulturen und Völker übergreifende Freundschaften und Friedensbeziehungen gesehen werden, dies würde natürlich wiederum der Waffenindustrie und damit der Marktwirtschaft erheblich schaden.

Da ich mich hier aber nun nicht weiter in nicht allzu ernst gemeinten Verschwörungstheorien verstricken möchte, komme ich zurück zum Wesentlichen.

KICK (YOUR ASS) STARTER hat allen Ernstes die Integrität unseres Projekt angezweifelt und die Finanzierung gestoppt, WEIL und zwar nur WEIL wir durch den IRAN reisen!

Ich finde es unfassbar das hier der gesamte Iran, alle seine Einwohner und alle Menschen die in irgendeinerweise, zum Beispiel auf Grund einer Transitroute, mit dem Iran zu tun haben, unter Genralverdacht gestellt werden.
Mir ist bewusst, dass diese Entscheidung nicht von einzelnen Mitgliedern der Plattform Kickstarter entschieden wurde, sondern das die Gründe für diese Entscheidung vor allem auf poilitischer und wirtschaftlicher Ebene zu finden sind.

Erschreckend, empörend und enttäuschend finde ich nur wie hier mit dem Bild eines Landes und dem Ruf einer ganzen Nation umgegangen wird, in dem andere Länder derartige Vorurteile schürren und unterstützen.

Wie seht ihr das? Findet ihr die Entscheidung von Kickstarter gerechtfertig? Oder findet ihr ähnlich wie wir traurig und empörend welche Botschaft über den Iran mit einem solchem Verhalten an die restliche Welt gesandt wird?
Was für ein (mediales) Bild wird hierbei über den Iran geschaffen?

Wir befürchten, dass derartige Aktionen Ängste und Vorurteile schüren und finden schade das eine ganze Nation vorverurteilt wird.

Unserer Projekt wurde nicht gestoppt weil wir Gelder für eine Reise sammeln wollten, sondern schlicht und ergreifend weil wird DURCH DEN IRAN reisen und mit unserer Reise zum Abbau von Vorurteilen beitragen wollen.

Schreibt uns doch bitte eure Meinungen und Ansichten in die Kommentare – wir sind gespannt darauf sie zu lesen.

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So viel vor ab, auch wenn wir die Weiterführung unserer Reise zunächst auf Eis legen mussten freuen wir uns im März und April den Iran zu bereisen (leider ohne TukTuk`s) und werden im Anschluss wie gewohnt berichten.

Dankeschön an unsere Community

An dieser Stelle noch ein dickes Dankeschön an Kay, Marian und Gast XYZ für die Unterstützung unseres Projekt auf Kickstarter und den damit verbundenden Glauben an unsere Ziele – wir machen auf jedenfall weiter <3.

Ihr seid einfach toll, ihr alle da draußen in und außerhalb von Europa, die ihr hier unserem Blog und unserem Projekt folgt.

Wir freuen uns über euer Interesse, eure Anteilnahme, eure Tipps und Tricks und die oftmals liebevolle, manchmal kritische, aber immer konstruktive Rückmeldung die wir von euch erhalten.

TukTuk to go bereitet uns große Freude, aber es ist auch anstrengend und Kräfte zerrend (psychisch, phsyisch und finanziell), ohne eure Unterstützung und Rückmeldung würden wir nicht die Kraft und Freude finden unsere Ziele weiterzuverfolgen.

Wir schätzen uns glücklich immer mehr begeisterte Menschen zu treffen, die sich mit uns gemeinsam auf diesen Weg machen – Danke!

Staatlich oder privat? – das indische Schulsystem

In Indien leben 259 Millionen Menschen die weder lesen noch schreiben können und das obwohl seit 2010 das Grundrecht auf Bildung für die 6 bis 14 jährigen in der Landesverfassung verankert ist. Im Zuge dieser Reform wurden die indischen Bundesstaaten zudem dazu verpflichtet ihr Schulsystem flächendeckend auszubauen. Als Folge dieser Forderung konnte jedoch ein messbarere Rückgang des ohnehin bereits schlechten Kompetenzniveaus an staatlichen Schulen verzeichnet werden.
Es scheint das durch die vorschnelle Forderung nach weiteren Schulen, die bereits prekäre Situation der staatlichen Einrichtungen weiter verschlechtert wurde. Demzufolge fehlen nun weitere Lehrkräfte, Unterrichtsstunden fallen häufiger aus und die Qualität des Unterrichts sinkt weiter ab.

Dies alles sind verständliche Gründe dafür, warum die meisten Menschen die wir auf unserer Reise getroffen haben, ihre Kinder in private Institute schicken. Staatliche Schulen in Indien mögen kostenlos sein und ein freies Mittagessen zur Verfügung stellen, ihre Qualität wird jedoch vielfach in Frage gestellt.

Wir haben während unserer Reise bisher Menschen aus den verschiedensten Kasten, wirtschaftlichen Schichten und Religionen getroffen und können bei aller Unterschiedlichkeit eine Gemeinsamkeit feststellen – alle schicken sie wenn möglich ihre Kinder auf private Schulen.
Egal ob TukTuk Fahrer, Richter, Kioskbesitzer oder Lehrer, alle möchten sie eine möglichst gute Bildung für ihre Kinder und schicken diese solange es finanziell möglich ist auf eine der zahlreichen Privatschulen im Land.

Die Kosten für eine Privatschule variieren je nach Staat, Region und Träger und können zwischen 7000 INR (circa 90 Euro) und 700 000 INR (circa 9000 Euro) jährlich kosten.

Besonders Mädchen kommen oft nur wenige Jahre in den Genuss einer schulichen Bildung, bevor sie entweder verheiratet werden oder für zur finanziellen Unterstützung ihrer Familien eine bezahlte Arbeit aufnehmen müssen.

Viele Eltern schicken ihre Söhne länger zur Schule und investieren wesentlich mehr Geld in deren Ausbildung. Dies hat seinen guten Grund, da es die Aufgabe der Söhne ist für die Altersversorgung ihrer Eltern aufzukommen. Eine Tochter wird bei ihrer Verheiratung der Familie des Ehemanns übergeben und ist von allen Pflichten gegenüber ihrer Herkunftsfamilie entbunden.

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Die Art und Weise des Unterrichts unterscheidet sich vielfach nicht zwischen den Schulformen.
Im indischen Schulsystems haben Respekt, Gehorsam und Fleiß einen wichtigen Stellenwert und gelten als bedeutsamer als Autonomie, Selbstständigkeit oder reflektiertes Denken. Dies merkt man häufig schon am didaktischen Aufbau der Unterrichtsstunde. Während unserer Schulbesuche konnten wir meistens beobachten das die Lehrperson etwas an die Tafel geschrieben hat, dies laut vorlas und anschließend die gesamte Klasse zum wiederholen des Satzes oder Wortes aufgefordert hat – kein Wunder das unter anderem Montessorischulen sich hier in Indien einer besonderen Beliebtheit erfreuen, vermitteln sie doch ein völlig anderes Unterrichtsbild und fokussieren mehrheitlich auf die Entwicklung und Förderung des Einzelnen und dessen Befähigung zur Selbstständigkeit.
Nichtsdestotrotz wollen wir uns nicht das Recht zu gestehen als Außenstehende die indische Schuldidaktik zu verteufeln, sondern zeigen euch lieber einige der besonders interessanten Schulen, die wie auf unserer Reise besuchen konnten.

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Im Verlauf unserer Reise haben wir uns bereits mehrere Schule angeschaut und möchten euch in den nächsten Tagen die Grace School und die Justice Tankha Memorial Rotary School for special Children (Bilaspur) näher vorstellen.

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Morgenritual in der Grace School

Beide Schule zeichnen sich durch ein besonderes Engagement aus und werden teilweise beziehungsweise im Fall der Justice Thankha Memorial School in Gänze durch Spendengelder finanziert.

In der Justice Tankha Memorial Rotary School for special Children werden auch gehörlose SchülerInnen unterrichtet

Das Sarnath Village Project fördert keine Schule im Speziellen, ermöglicht aber Mädchen und Jungen aus Sarnath ein Schulstipendium mit dem alle anfallenden Kosten für den Besuch einer Privatschule in Sarnath bezahlt werden können und offeriert den Schülern und Schülerinnen unter anderem zusätzlich private Unterrichtsstunden zur Verbesserung ihrer Conversational skills im Englischen.
Wir haben uns lange mit Dr. Jain dem Initiator des Sarnath Project unterhalten und einige der von ihm geförderten Schüler getroffen.

duden erklärt unsere Route

Geckos im Schrank und Palmen am Strand – ein Status Update

English below

Nachdem ganzen Hin und Her der letzten Tage gönnen wir uns eine Auszeit vom Projekt und zwar in Goa, billiger Inlandsflüge sei dank.

Wobei eine richtige Auszeit ist es eigentlich nicht.

Froilein Lumi schreibt an ihrer Diss. (die bereits im Januar fertig gewesen sein sollte), duden arbeitet für seine Firma und Marcus plant die nächsten Etappen der Reise ohne TukTuks.

Urlaub vom Urlaub, Auszeit und Entspannung ist irgendwie anders, aber wir gönnen uns tatsächlich eine Auszeit, allen voran vom leidlichen“Celebrity“ sein.

So ganz ohne TukTuk’s haben wir einen großen Anteil unser Popularität bei den Einheimischen eingebüßt, wofür wir sehr dankbar sind, und haben uns zusätzlich dazu noch im absoluten Hinterland von Goa ziemlich weit südlich und knappe 40 km vom Strand entfernt in einem kleinem beschaulichen Flussfischerdorf einquartiert. Hier genießen wir nicht nur Ruhe und Stille, sondern auch die Freizügigkeit, sich im eigenen, uneinsehbarem Garten, bei Temperaturen von 36 °C ganz ungeniert sommerlich europäisch kleiden zu können.

Besonders Lumi genießt die absolute Dekadenz und Frivolität von schulterfreier Kleidung.

Geckos in the closet and palms on the beach:

After all the trouble during the last few days, we have decided to take a break from the project in Goa.

However it doesn´t feel like a break. Froilein Lumi writes on her dissertation (which had already been completed in January), duden works for his company and Marcus plans the next stages of the „without tuktuk`s journey“.

Holidays from vacation, time break and relaxation is kind of different, but we’re actually giving ourselves a break, especially from „being treated like celebrities“

Without our tuktuk’s we have lost a great share of our popularity among the locals, for which we are very grateful, and in addition to this we stay now, in the absolute nowhere of Goa, quite far south and 40 km away from the beachside in a small River-Fishing-Village.

Here we enjoy not only peace and quiet, but also freedom of dressing up like europeans do in summer, in our own closed garden at a temperature of 36 °C.

Especially Lumi enjoys the absolute decadence and frivolity of shoulder free clothing.

GKSK – Gutes Karma Schlechtes Karma

Gestrandet in Indien

So nach dem ich mich mal in Ruhe ausgeheult habe, JA AUSGEHEULT! Die Jungs im Team tragen es mit Fassung, aber ich musste erstmal ein paar Tränchen verdrücken aus Wut, Frust und Enttäuschung.

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Der Unfall war scheiße, keine Frage und wir sind froh das Niemandem etwas Schlimmeres passiert ist.

Sophia ist inzwischen wieder in Deutschland und konnte Entwarnung geben. Nachdem sie in Delhi gleich 10mal geröntgt wurde und uns anschließend die Einsicht in ihre Röntgenaufnahmen verweigert wurden, die sind nämlich Teil einer polizeilichen Akte, ist sie zur Sicherheit vorzeitig nach Hause geflogen, um sich in Deutschland noch einmal untersuchen zu lassen.
Mit Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule sollte man nicht spaßen. Wir sind traurig darüber das Sophia uns frühzeitig verlassen hat, können ihre Entscheidung aber verstehen und sind nun unendlich erleichtert zu hören, dass es ihr gut geht.

TukTuk to go muss vorerst beendet werden

Also wegen Sophia habe ich nicht geheult, höchstens vor Erleichterung, weil alles gut gegangen ist und ich sie sicher, wohlbehalten und gesund in Deutschland weiß.
Was mich gerade frustriert, wütend und irgendwie auch sehr sehr traurig macht ist der Stand unseres Projekts

Wir müssen TukTuk to go zunächst auf Eis legen. Mal ganz abgesehen davon das mein Fahrzeug zu einem wirtschaftlichen Totalschaden geworden ist und ich die Reparatur (A) nicht bezahlen kann und es (B) völliger Schwachsinn wäre noch einmal Geld in dieses Wrack zu stecken, kommen wir nicht aus Indien raus.

Wir haben bereits in der Vergangenheit darüber berichtet, dass wir immer noch damit beschäftigt sind die Carnet de Passage zu beantragen, ein internationales Zollpapier, dass wir für die Ausreise der Fahrzeuge benötigen wenn wir nicht an jeder Landesgrenze Steuern auf die Ein- und Ausfuhr unserer TukTuks zahlen wollen.

Carnet de Passage

Wenn ihr von Deutschland aus mit einem Fahrzeug ins außereuropäische Ausland möchte ist das Prozedere zur Beschaffung einer Carnet recht simple. Ihr wendet euch an den ADAC, werdet Mitglied, schickt eine Kopie eurer Fahrzeugpapiere ein, zahlt eine nicht unerheblich hohe KAUTION (KAUTION – das Geld bekommt ihr also irgendwann wieder) und zack bekommt ihr eurer Carnet de Passage.

In Indien ist das Verfahren im Prinzip recht ähnlich. Ihr werdet Mitglied beim WIAA (Western Indian Automobilclub Assoziation), schickt eure Fahrzeugpapiere ein und ein paar weitere persönliche Informationen, zahlt eure Kaution und zack bekommt ihr eine Carnet.

Ach ja eine kleine wichtige Sache habe ich vergessen zu erwähnen. Sowohl beim ADAC, also auch beim WIAA solltet ihr als Beantragende-Partei Eigentümer/Halter der Fahrzeuge sein und die Staatsbürgerschaft des Landes innehaben, in dem ihr die Carnet beantragt.

Es ist demnach also unmöglich als Deutscher Staatsbürger eine Carnet für ein indisches Fahrzeug (registriert in Indien) zu erwerben.

Princely der Joe Gerner der Chennai Garage

Das wussten wir allerdings schon bevor wir unsere Reise gestartet haben und das war unter anderem einer der vielen Gründe warum wir uns für die Zusammenarbeit mit der Chennai Garage entschieden haben – ein riesen großer Fehler, wie sich bereits Anfang Januar herausgestellt hat, der uns immer wieder einholt.

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„Die Zusammenarbeit mit Princley, dem Chef der Chennai Garage trug maßgeblich zum Scheitern unseres Projekts bei. Ich kann nur jeden davor warnen Geschäfte mit diesem Mann zu machen.“

Spulen wir mal kurz zurück ins Jahr 2017. Es war November, ganz Chennai stand mehr oder weniger unter Wasser und wir waren zu ersten Geschäftsverhandlungen nach Indien geflogen, um uns mit dem Chef der Chennai Garage zu treffen.

Warum die Chennai Garage?

Auf die Chennai Garage waren wir durchs Internet aufmerksam geworden. Einerseits organisiert dieses Unternehmen seit mehreren Jahren regelmäßig die sogenannte RikshawChallenge, bei der Ausländer für viel Geld mit TukTuks eine Art Rallye durchs Land fahren und anderseits wurde uns die Werkstatt aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz von Menschen empfohlen, die ihrerseits bereits selbst längere Touren mit TukTuks in- und außerhalb von Indien gemacht haben. Allerdings hatten diese Teams ihre Fahrzeuge nicht über die Chennai Garage gekauft, sondern dort lediglich technisch überholen lassen.

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Unsere Hauptprobleme in der Planung der Tour, waren zum Zeitpunkt unseres ersten Treffens mit Princley folgende:

  1. Die Registrierung der Fahrzeuge
  2. Beantragung der Carnet de Passage

Hierfür benötigen wir in beiden Fällen einen vertrauensvollen Inder, welcher die Fahrzeuge auf seinen Namen registriert und für uns (mit unserem Geld) die Carnet de Passage beantragt.

Vertrauen ist gut – Kontrolle wäre besser gewesen

Nachdem wir mit Princley über unser Projekt und den Kauf der Fahrzeuge gesprochen hatten, gings ans Eingemachte: Würde Princley sich bereit erklären die Fahrzeuge auf seinen Namen zu zulassen? Würde er die Carnet de Passage für uns beantragen?

Bei den Preisen die wir bereit wären für die TukTuks zu bezahlen sollte diese verhältnismäßig kleine Gefälligkeit eigentlich drin sein und tatsächlich hatte Princley keinerlei Probleme damit.

Die Fahrzeuge wurden also angeschafft, „umgebaut“ und „aufgerüstet“ und auf seinen Namen registriert. Das wir bereits bei „Umbau“ der Fahrzeuge total über den Tisch gezogen wurden, haben wir ja bereits ausreichend berichtet. Im Endeeffekt sind wir mit zusammengezimmerten und hübsch angepinselten Ruinen auf die Straße geschickt worden. Niemals wieder werden wir den Fehler machen ohne einen offiziellen BAJA-Händler zu arbeiten.

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Was die Carnet de Passage betrifft hatte Princley nach eigenen Angaben einen Deal mit einer Angestellten des WIAA ausgehandelt, der es uns ermöglichen sollte die Carnet auf unsere Namen zu beantragen -BULLSHIT-BULLSHIT-BULLSHIT- so etwas geht NICHT.
Wie konnten wir eigentlich so blöd sein das zu glauben, vielleicht weil wir anschließend persönlich mit der Dame des WIAA in Kontakt standen und von ihr das OKAY erhalten hatten.
Mehr als überglücklich endlich einen Weg gefunden zu haben die Carnet zu beantragen, haben wir alle benötigten Formulare und Bescheinigungen an den WIAA weitergeleitet und auf die Zahlungsaufforderung der Kaution gewartet.
Diese kam dann auch prompt und sollte pro Fahrzeug umgerechnet 1300€ betragen. Zum Glück gab es bei der Überweisung der Kaution ein paar Schwierigkeit mit der Bank und wir konnten das Geld nicht sofort überweisen.

Kaution oder Gebühr das ist hier die Frage

Aufgrund des fehlenden BIC Codes habe ich also noch einmal die nette Dame von der Carnet angerufen und sie in einem Wisch auch direkt über die Abwicklung der Rückzahlung der Carnet befragt.
RÜCKZAHLUNG???? KAUTION???

„To get the Carnet, you have to pay a fee about 1300€. It is a fee, not a deposit. A FEE“

Spannend, oder? Zwischen einer Gebühr und einer Kaution liegt ein kleiner aber feiner Unterschied.
Na ja um das ganze abzukürzen, wir waren noch lange mit der Dame vom WIAA im Gespräch und haben befreundete Geschäftsleute aus Mumbai und Delhi ebenfalls um Hilfe zur Klärung des Sachverhalts gebeten, insbesondere um sprachliche Barrieren aus dem Weg zu schaffen. Nichtsdestotrotz blieb die Dame bei ihrer Aussage es handele sich um eine Gebühr, nicht um eine Kaution. Besonders unheimlich erschien uns, dass sie uns keinerlei Transaktionsnummer zuweisen wollte und sich auch auf Nachfrage standhaft weigerte uns die Bedingungen der Carnet Gebühr schriftlich zu geben.

Alles in allem stinkt die Sache echt bis zum Himmel…
und wir können nur vermuten, dass auch hier Princely und die Chennai Garage erneut ein krummes Ding gedreht haben, denn nach den offiziellen Carnet-Bestimmungen für Indien dürften wir als Ausländer gar keine Carnet auf unseren Namen beantragen und schon gar nicht auf Fahrzeuge deren Halter wir nicht sind.

Wie geht es nun weiter mit TukTuk to go…

Es geht weiter, so viel steht fest. Der aktuelle Plan sieht wie folgt aus:

  1. Wir verkaufen schweren Herzens und mit einkalkuliertem finanziellen Verlust unsere beiden Tuk Tuks. Da wir nicht das Risiko eingehen möchten mit gefälschten Papieren diverse Grenzen zu überschreiten.
  2. Wir besorgen uns Rucksäcke, teilen unser gesamtes Gepäck (eigentlich hatten wir ja mit zwei TukTuks als Stauraum geplant) auf, verschicken alles Überflüssige mit der indischen Post nach Deutschland und reisen mit Sack und Pack weiter.
    Die genaue Route ist noch unklar, da wir es zeitlich nicht mehr bis nach Deutschland schaffen.
  3. Wenn wir irgendwann Ende April wieder in Deutschland sind beginnen wir umgehend mit der Planung von TukTuk to go 2.0.
    Soll heißen wir kaufen uns fabrikneue Fahrzeuge in Indien, schiffen sie nach Deutschland, melden sie in Deutschland an, beantragen in Deutschland eine Carnet und schiffen die Fahrzeuge zurück nach Indien (Mumbai).
  4. Wir reisen von Mumbai (Indien) nach Deutschland – voraussichtlich 2019/2020

Aufgeben kommt nicht in Frage, aber wir müssen die Planung neu angehen und vor allem ein wenig Schotter bei Seite legen, aber dann geht es weiter.

Na ja und wie gesagt, aufhören tun wir auch jetzt nicht, ab sofort ist TukTuk to go eben nur noch mit einem Papiertuktuk unterwegs, aber wir werden weiterreisen, berichten und unsere Ziele verfolgen.

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Natürlich halten wir euch über die Planung von TukTuk to go 2.0 auf dem Laufenden.

Ich hatte inzwischen einen pesudo Frappuccion in einem Starbucks Abklatsch hier in Delhi, fühle mich deutlich besser seit ich euch auf dem Laufenden gehalten habe und schaue jetzt voll Motivation nach vorne.

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Not so Fast but Furious

– Lydia Malte 4.0 im TukTuk-Himmel-

Es gibt Tage an denen sollte man erst gar nicht losfahren. Heute zum Beispiel: wären wir mal schön brav noch eine Nacht bei Dr. Jain in Sarnath geblieben, hätte ich jetzt vielleicht noch ein TukTuk und hätte vor allem weder Soffel noch mich in Gefahr gebracht. Am Ende ist ja alles glimpflich ausgegangen und von ein paar Prellungen und Abschürfungen mal abgesehen, sind wir alle heil geblieben.
Alle außer Lydia Malte 4.0, mein kleines süßes TukTuk sieht jetzt leider so aus….

Durchfall am Morgen – ein Vorbote für Kummer und Sorgen?

Der Tag fing irgendwie schon beschissen an. Im wahrsten Sinne des Wortes. Zunächst einmal hat der Wecker viel zu früh geklingelt, da wir heute eine recht lange Etappe von 160 km geplant hatten.
Früh losgekommen sind wir dann allerdings doch nicht, weil das gesamte Team von TukTuk to go (duden mit seinem Rindermagen natürlich ausgenommen) mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen hatte und die Wohlfühlzone eines Dreimeterradius um die nächstgelegene Toilette nicht verlassen wollte.

Gegen 10:00 ging es dann nach diversen Startproblemen mit meinem TukTuk endlich gen Allahabad. Zwei Stunden und 20 Kilometer später hatten wir zwar noch nicht unser Tagesziel erreicht, mussten aber dennoch die heutige Etappe für beendet erklären.

Im Sechsdörfereck Baikunthpur, Dudulpur, Sujanipur, Dayalipur, Mangari und Newada, in der Nähe des Babatpur Bahnhofs bin ich, wenig elegant und semiunverschuldet aus der Kurve gesegelt. Einerseits habe ich wohl die Kurve falsch eingeschätzt und andererseits kam mir ein Fahrzeug auf meiner Spur entgegen.

Ganz ehrlich, so genau weiss ich selbst nicht was da passiert ist. Nur so viel ist klar wir lagen plötzlich halb auf einem anderen Fahrzeug und mein Tuktuk war irgendwie schrott.

Ich erinnere mich nicht mehr an viel.
Ich bin aus dem TukTuk geklettert, habe Soffel rausgezogen und anschließend haben wir erstmal gegenseitig gecheckt das es uns beiden gut geht. Soffel ist ja vom Fach und hat mich als Krankenschwester erstmal ordentlich verarztet und meine Schnittverletzung an der Hand gereinigt und verbunden.
Während Soffel und ich noch beim Gliedmaßencheck waren, haben duden, Marcus, ungefähr 20 Schaulustige und drei bis vier sehr hilfsbereite Inder das Tuk wieder in die Senkrechte befördert.

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Der ebenfalls am Unfall beteiligte Autofahrer hat viel und laut rumgemotzt, Money Money Money gerufen und ist letztlich mit 2000 Rupies in der Tasche abgedampft. Verständlicherweise hatten wir keinen Nerv uns auf irgendwelche Diskussionen und Schuldzuweisungen einzulassen.

Nachdem der erste Schock überwunden und der Unfall“gegner“ so abrupt verschwunden war, wollten wir eigentlich zurück nach Sarnath, um von dort aus alles Weitere zu klären. Marcus hatte sich daher auch bereits zu Fuß auf die circa 2 km lange Strecke zum Varanasi Flughafen gemacht, um von dort ein Taxi für uns zu ordern, denn 4 Personen plus Gepäck würde selbst dudens noch völlig intaktes TukTuk nicht schaffen.

?! Die Polizei dein Freund und Helfer ?!

Während wir noch auf Marcus warteten, betrat ein neuer Akteur die Bühne unserers (kleinen) Reisedramas. Die Polizei hatte irgendwie Wind von der Sache bekommen und wollte nun erstmal 30 000 Rupies haben. „30 000 Rupies -Warum?“ wollte duden wissen und bekam als Antwort:
„Wegen der Verursachung eines Verkehrsunfalls“
„Aber wir haben keinen Unfall verursacht“ meinte duden und schwups waren die 30 000 Rupies Schnee von gestern. Schon spannend was man mit sicherem Auftretem und einem Stapel Zeitungsartikel auf Hindi so alles bewirken kann.
Wie gut das duden immer schön brav sammelt, wenn die hiesigen Medien über uns berichten. So mussten wir uns nicht lange mit Händen und Füßen verständigen, die Polizei konnte natürlich kein Wort Englisch, sondern hatten eine Kurzbiografie unserer Tour auf Hindi parat.

Einfach so verduften ging natürlich trotzdem nicht, wenn die Mühlen der Bürokratie zu mahlen beginnen, hören sie so schnell nicht mehr auf.
In der Kurzfassung liefen die nächsten 3 Stunden wie folgt ab:

Schritt 1)
Soffel und ich wurden ins Polizeiauto gesteckt und zum Flughafen gebracht, um dort in einem Einraumpolizeibüro auf duden zu warten, der während dessen mit seinem TukTuk auf der Suche nach Marcus war.

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Schritt 2)
Als Marcus nach einer kleinen Taxi-Odyssee (er berichtet sicherlich gern davon), wieder beim Rest von uns angelangt war, ging es für mich und duden zum „richtigen“ Polizeirevier, um den Unfallhergang aufzunehmen.

Das Polizeirevier von Phulpur war eine ganz eigene Attraktion. Wie hat es duden so schön beschrieben „Kubanisch-mafiöses Flair“.

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Das Polizeirevier war ein gutshausähnlicher Vierseitenhof im spätkolonialen Stil, umsäumt von Kolonaden und verfügte natürlich über einen eigenen Fitnesskomplex. In der Mitte des mit Sand betreuten Innenofs stand ein Plastiktisch mit 4 Stühlen in der Sonne und wurde von mehreren Polizisten mit Gewehren flankiert. Alles in allem total fasziniernend und wäre ich nicht noch halb im Schockzustand gewesen, ich hätte noch einige Fotos mehr geschossen. Es gibt schlechtere Orte auf der Welt an denen man einen polizeilichen Unfallbericht abgeben muss.

Schritt 3)
Kein Polizeibericht ohne ärztliches Attest, also ab ins Krankenhaus. Zum Krankenhaus kann ich nur soviel sagen, es war ein typisch indisches Gebäude. Alles etwas ranzig, der Putz ist von den Wänden geblättert, der Grünspan hat hübsche Blumenmuster auf die Fliesen gemalt und die Staubschicht auf dem Fußboden war sicherlich erst ein paar Stunden alt – alles wie immer.
Bezüglich der Behandlung hat es mich einiges an Überredung gekostet, die durchaus hilfsbereiten Ärzte von Tetanusimpfungen und anderen gut gemeinten Hilfeleistungen abzuhalten. Schließlich sind meine Impfungen aktuell und Soffel hatte mich ja bereits fachmännisch versorgt. Am Ende durfte ich meinen sterilen Wundverband an der Hand behalten und musste meine Schnittwunde nicht dem gesamten Bakterienhaushalt von Phulpur zum Dessert servieren.

Schritt 4)
Zurück zu Marcus und Soffel. Erstmal sicher gehen das es den beiden gut geht, einen Rücktransport für alle besorgen und durch den Stadtverkehr von Varanasi nach Sarnath fahren.20180209_172900

Hier sitzten wir nun, verdauen das Erlebte, badenn unsere geschundenen Füße und überlegen, ob wir die Tour jetzt mit einem TukTuk fortführen oder versuchen Lydia Malte 4.0 zu reparieren.
Ich weiss noch nicht wie es weitergeht. Meine finanziellen Mittel sind durch die letzten Reparaturen bereits mehr als ausgeschöpft und bis auf den sowieso beschädigten Motor scheint alles mehr oder weniger Schrott zu sein (Radaufhängung, Dachkonstruktion, Reversgear, Lichter, Dachgepäckträger u.s.w)… aber wir werden sehen – das wichtigste ist das es allen von uns gut geht.