Mein erster Tag in #Varanasi, erst mal ausschlafen. Zwar hatte ich den ursprünglichen Plan um 7:30 Uhr aufzustehen, um 8:00 Uhr hoch ins Café zum Frühstücken zu toben um mir dann endlich eine indische Simkarte zu besorgen, aber das Bett, ach dieses wunderbare Bett, das erste seit fast zwei Tagen, es war einfach zuuuuuuu gut! Irgendwann musste ich dann doch mal das Außenklo hier inspizieren und dachte mir, fragste Mal bei Duden und Lumi nach wo die denn gerade stecken. Ups! Die sind schon auf der Umgehungsstraße, vielleicht mal aufstehen?
Im Café gab´s Mike´s Spezial Breakfast, eine Art Full British nur ohne Würstchen und mit Gelee statt Marmelade, aber da klingelte auch schon mein Handy, und Duden fragte ganz frech ob ich ihm nicht mal die Tür aufmachen könne. Ich war ja wohl noch nie so schnell eine Treppe runter, auf der Straße und wir lagen uns erst mal alle drei in den Armen. Es geht ihnen gut, sie leben wirklich noch, die #Tuktuks bewegen sich immerhin, denn LKW dürfen hier nicht in die Innenstadt und so musste selbst gefahren werden. Wir bekamen vor Freude alle drei erst einmal einen akuten Anfall von #Verbaldiarrhoe und mussten eine gefühlte ganze Stunde alle gleichzeitig vor uns hin schnattern.
Das setzte sich beim Frühstück und Abladen und Auspacken so fort, bis Lumi uns mehr oder weniger raus warf um zu schlafen und ich mich mit Duden auf den Weg zu den #Ghats am #Ganges machte , wir wollten die Uferpromenade entlang schlendern und waren gespannt darauf einen der allerheiligsten Orte des #Hinduismus und die älteste durchgehend bewohnte Stadt der Erde kennenzulernen. Wir starteten am #Ass iGhat, ganz im Süden, und wanderten über viele Stunden, immer am Wasser entlang, bis zum #Dashashwhamed Ghat.
Was das ist? Ein Ghat? Ein Ghat ist eine stufenförmige Anlage die zum Ganges hinunter führt, dass man dort im Wasser der heiligen Mutter Ganga rituelle Waschungen vornehmen kann. Dafür kommen Hindus aus Indien und der ganzen Welt angereist, denn das ist eine vornehme Pilgerpflicht. Tatsächlich ist das Wasser des Ganges heute so verdreckt durch Chemie, Fäkalien und #Leichengift (dazu kommen wir noch), dass man damit als nicht lebensmüder Mitteleuropäer besser nicht in Berührung kommt. Die Inder selber sind das gewohnt, waschen darin sogar noch ihre Wäsche, tauchen unter um sich ganzkörperzuheiligen und so mancher #Tschai-#Wallah (Teeverkäufer) spült darin auch gern mal seine Tassen aus, Wir bekamen unseren Tschai jedoch stets in Papp- oder Plastikbechern serviert, auch wenn wir hiermit dringend von Zitronen-Massala-Tschai warnen möchten. Der ist, nun ja, ein gewisses Erlebnis……
Alle möglichen religiösen Gestalten treiben sich hier herum, vom #Bettelmönch über den #Fakemönch (eine hier verbreitete Gattung) bis zum Europäischen #Saddhu und islamischen Frauen, die versuchen ihr Geld mit Führungen durch #Hindutempel zu verdienen. Und natürlich die üblichen Portraitmaler, Bootsausflugverkäufer und Ramschhändler mit holzgeschnitzten Fußmassageröllchen und in Afrika von Kinderhänden zusammengeknüpften Gebetskettchen. Dabei wird man hier trotzdem weniger belästigt als in einer durchschnittlichen Fußgängerzone Istanbuls.
Ich habe also diverse Tempel besucht, unzähligen Göttern ein von alten Frauen vorgemurmeltes Mantra dargebracht, viele wunderbare Fotos geschossen, ekligen und himmlischen Tschai geschlürft, ach… Moment, und dann sind da noch die #Verbrennungsghats.
Wenn ein gläubiger Hindu in Varansi stirbt und dort verbrannt und seine Asche dem Ganges übergeben wird, kann er damit den ewigen Kreislauf von Tod und #Wiedergeburt durchbrechen und sofort ins #Nirvana gelangen. Dies wird heute wie seit tausenden von Jahren praktiziert, täglich, vor den Augen (und den Nasen!) aller Öffentlichkeit. Das Fotografieren ist dort verboten, verständlich, allerdings fotografieren die Familien selber ohne Ende wenn sie einen der Ihrigen verbrennen. Verstehen tue ich das also nicht so ganz, aber ich habe mich selbstverständlich daran gehalten. Die Stimmung konnte ich auch gut einfangen indem ich die #Scheiterhaufen in dieser unglaublichen Kulisse beim Einbrennen, bevor der #Leichnam aufgelegt wird, fotografiert habe. Dazu ist es nicht nötig die Gefühle der Leute zu verletzen.
Das Dashashwhamed Ghat erreichten wir kurz vor Beginn der allabendlichen, legendären #Ganga #Aarti. Es geht um ein rituelles Feueropfer an die heilige Mutter Ganga, den Fluss Ganges. Einfach und ursprünglich werden hierzu Blumen und ein kleines Öllämpchen, heute eine Kerze, in einer kleinen Schale in den Fluss gegeben und man lässt sie davon schwimmen. Mit der Zeit haben sich dazu umfangreiche Rituale entwickelt. Heute werden erst vom Leiter des Ganzen auf einer Muschel geblasen und religiöse Lieder gesungen, dann kommen weitere #Pandits (religiöse Gelehrte) dazu und es werden in einer komplizierten #Choreografie eine gute Stunde lang zu dröhnender Musik und Glockenschlägen, mitunter auch zu rhythmischem Klatschen der Zuschauer, #Räucherstäbchen und #Feuerschalen geschwenkt und riesige Ölleuchter mit vielen Flämmchen kompliziert durch die Luft gewirbelt. Ein unglaublich intensives Erlebnis, dass uns beide staunend zurück ließ und mit dem festen Entschluss, das nochmal mit Lumi und Soffl zusammen erleben zu wollen.
Auf dem Rückweg zum Hostel organisierten wir noch eben drei Pizzen von einem Restaurant in der Nähe und schmierten uns mit Genuss dann mit Lumi zusammen die selbigen ins Gesicht, gekrönt von Schokomuffins, die im Café hier im Hostel heute frisch gebacken wurden.
Dieser Tag war einfach ein Fest für die Sinne!